Im Moment habe ich eine echte Zitrusfrucht-Phase. Das äußert sich in der Regel dadurch, dass ich davon nicht genug bekommen kann, mein Fokus auf die Farbe Gelb und Orange gerichtet ist und ich mein Umfeld damit penetriere. Da reicht es auch nicht einfach mal eine Gremolata zu reichen, da dreht sich alles um die zitronige Frucht.
Und so habe ich natürlich erregte Schwitzehändchen bekommen, als ich die kleinen süßen Bergamotten im Bioladen entdeckte. Die Pupillen erweiterten sich, die Hand schoss in den Korb und sofort danach waren sie mein.
Doch was richtet man mit ihnen an? Die meisten kennen sie doch nur als Geschmacksgeber von schwarzen Tee. Earl Grey wird sie genannt und pendelt geschmacklich für die meisten zwischen Mottenkiste und Parfumflasche – kurz, sie ist köstlich. Ein Tässchen davon mit einem Milchwölken und einem Hauch von Zucker ist Seelenbalsam pur. Doch meist wird sie eben nur wegen ihres Dufts und weniger wegen ihres Geschmacks geschätzt.
Selbst als Bräunungsbeschleuniger startete sie einen mehr oder weniger erfolgreichen Siegeszug, denn heutzutage wird vor den potentiellen Hautschäden gewarnt (hach, das waren noch Zeiten, als wir alle glaubten, es gäbe nicht besseres als Melkfett und Olivenöl um braun zu werden und jeder, der Tiroler Nussöl mit Schutzfaktor 4 verwendete schräg angeschaut wurde und als totaler Loser galt).
Das Öl der Bergamotte ist beliebt und in Kombination mit Olivenöl, durchaus eine geschmacklich interessante Variante, doch auch hier drängt sich die Frage auf – wozu soll das passen? Eignet es sich um geschmacklich eher neutralen Fisch zu peppen? Ich lasse diese Frage jetzt mal offen, denn meine Versuche mit Bergamotte-Olivenöl kann man nicht wirklich als gelungen bezeichnen, weswegen keine dieser Kreationen es je hierher auf diesen Blog geschafft hat.
Doch das reine Ausgangsprodukt hat durchaus seinen Charme.
Als Begleitung eines cremigen Ziegenfrischkäses, den man in einer Café de Paris- Gewürzmischung gewälzt hat? Oh ja, da kommen wir der Sache näher. Fest steht für mich, diese kleine Schönheit braucht vor allem eines, nämlich Fett. Was genug Fett hat, das verträgt zitrische Aromen. Und was Raffinesse braucht, das schreit entweder nach der exotischen Kaffirlimone (wobei es hier eher die Blätter sind, die den Kick geben) oder eben nach der Bergamotte.
Mein Plan war also ein cremiges Risotto, dessen Cremigkeit durchaus noch durch ein obszönes Löffelchen Mascarpone gesteigert würde und welches als „Biss“ ein paar frische grüne Sojabohnen mit dazu bekommt. Und eben Bergamotte.
Zugegeben, in unseren Breiten ist die frische Sojabohne, Edamame genannt, nur als Tiefkühlprodukt zu bekommen. Das sollte aber nicht abschrecken. Abschreckend ist eher, das einzelne Entfernen der Haut um jede Bohne. Hier braucht man ein wenig Geduld und ich empfehle zu dieser Tätigkeit ein schönes Glas Wein begleitet von einer inspirierenden musikalischen Untermalung. Nichts dient besser der Mediation, als einen Handgriff zig mal zu wiederholen. Den Kopf braucht man dafür nicht.
Aber die Zunge hat später getanzt.
Risotto mit Ziegenfrischkäse, Edamame und Bergamotte
Für Zwei
180 g Risotto Reis (Arborio oder Carnaroli)
2 – 3 Bergamotten (Bio)
2 Schalotten
100 g Edamame (frische Sojabohnen, hier nur als TK erhältlich)
80 g Ziegenfrischkäse
1 EL Mascarpone
900 ml Gemüsebrühe
100 ml Prosecco
2 EL Olivenöl
Salz
Die Edamame auftauen lassen und für etwa 1 Minute in kochendem Salzwasser blanchieren. Die Außenhaut der Bohnen entfernen und beiseite stellen.
Die Schalotten fein würfeln und in dem Olivenöl in einem breiten Topf anschwitzen. Den Reis dazugeben und unter Rühren ebenfalls anschwitzen. Mit dem Prosecco ablöschen.
Nach und nach die Gemüsebrühe dazu gießen und immer wieder umrühren, so dass der Reis nicht ansetzt. Die Hitze sollte nicht zu hoch sein. Sobald der Reis die Flüssigkeit aufgenommen hat, den Topf von der Hitze nehmen und zugedeckt etwa 5 Minuten ruhen lassen.
Die Bergamotte heiß abspülen und trocknen. Die Schale mit einem Zestenreißer in feinen Streifen abschälen. Den Saft von einer Bergamotte auspressen.
Die Zesten zusammen mit dem Saft unter den Reis heben. Die Mascarpone und den Ziegenfrischkäse unterrühren.
Eventuell etwas nachsalzen und mit der Edamame anrichten.